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Auf Kreuzfahrt – Ein Wort vorweg

Kreuzfahrt?! Geht's noch?

 

Klar, umweltpolitisch gesehen: Kreuzfahrt geht gar nicht! 

Darüber muss man nicht diskutieren.

Oder doch?

 

1. Umwelt

Kreuzfahrtschiffe fahren mit Schweröl, einem Abfallprodukt der Erdölraffination. Schweröl ist der schmutzigste Treibstoff. Kreuzfahrten sind Umweltsünden. Das steht außer Frage. Und jetzt?

Solange wir Erdöl fördern und verarbeiten, wird Schweröl anfallen, daran führt kein Weg vorbei. Dann ist es aber auch Aufgabe, dieses möglichst sinnvoll zu verwenden, z.B. als Schiffstreibstoff. Das ist nun wieder eine Ausrede – und doch nicht.

Denn hier müsste der Gesetzgeber – nicht nur der nationale – wesentlich stärker eingreifen:

In moderneren Raffinerien fällt weniger Schweröl als Abfallprodukt an, entsprechende Auflagen sollten überall gelten. 

Bei der Verbrennung könnten strengere Abgaswerte gelten. Radikal gedacht: keine Anlegeerlaubnis für Schiffe ohne bestmögliche Abgasreinigung! Und zwar nicht nur für Kreuzfahrer!

Das wird logischerweise Kreuzfahrten und alle per Schiff transportierten Waren verteuern. Ja! Warum nicht? Wir leben auf Kosten unserer Kinder und der nachfolgenden Generationen – es ist Zeit zum Umdenken!

Und nochmals provokativ: billige Bananen essen zu können ist kein Menschenrecht.

 

2. Ausbeutung

Auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten überwiegend Philippinos. Das ist Ausbeutung!

Kreuzfahrtschiffe fahren unter den Flaggen von Steuerparadiesen, z.B. der Bahamas.

Ja. Und nein.

Gegenfrage: Würden Philippinos auf (Kreuzfahrt-) Schiffen arbeiten, wenn sie zuhause mehr verdienen würden?

Welche (Kreuzfahrt-) Schiffe fahren unter europäischen Flaggen? Wenige, z.B. die der Hurtigrute, wahrscheinlich greift das reiche Norwegen hier aber nicht tief in die Kasse, sonst wären die Preise nicht konkurrenzfähig.

Und auch hier gilt grundsätzlich: wir sind Teil eines ausbeuterischen Wirtschaftssystems, aus dem wir kaum herauskommen. Wo wurde Ihr Laptop oder Smartphone gebaut? Wo Ihre Kleidung genäht, ihre Schuhe gefertigt? U.s.w. ...

 

3. Ein persönliches Wort

Wir sind schon häufiger mit dem Zug in Urlaub gefahren. Bis ich die letzten drei zwölfstündigen Fahrten in Klimaanlagenluft mit zwei Tagen Migräne bei Ankunft bezahlt habe. Nein, das tue ich mir nicht mehr an. Könnte die Bahn deutlich schnellere Verbindungen anbieten, dann wohl wieder ja – das dürfte auch mehr kosten.

Solange sich technisch (s.o.) nichts Grundlegendes ändert, sollten Kreuzfahrten (ebenso wie Flüge) deutlich teurer werden. Hätten wir z.B. eine CO2-Steuer von 250 bis 500 € pro Person für unsere Kreuzfahrt bezahlt? Ja, zähneknirschend, aber ja. Hätten wir mehr bezahlt, wenn dieses Geld der Crew – vor allem den Asiaten – zugute käme? Ja, zähneknirschend, aber ja. Wir haben kein Recht, alles möglichst günstig zu bekommen.

Kreuzfahrten sind Umweltsünden sind Ausbeutung sind Luxus – und das muss teuer werden, deutlich teurer, auch wenn es sich dann nur weniger Menschen leisten können.

 

4. Kreuzfahrt – wohin?

Für uns ist ebenso klar: nur dorthin, wo man auf anderem Weg nur schwer hinkommt.

Das Nordkap war für mich ein solches Traumziel, das ich mir nun gegönnt habe. Ja, das könnte man z.B. auch mit einem Wohnmobil erreichen – wenn man entsprechend viel Zeit hat. (Abgesehen davon, dass Wohnmobile viel CO2 ausstoßen, jedenfalls deutlich mehr als ein PKW.)

Mittelmeerkreuzfahrt? Geht für mich gar nicht. Expeditionskreuzfahrt? Never ever – Expeditionen sind für Wissenschaftler, nicht für Touristen! Und das sage ich, obwohl Spitzbergen, Grönland oder die Nordwestpassage persönliche Träume sind. Aber man muss nicht jeden Traum verwirklichen. Nicht jede*r muss überall hin!

 

5. Kreuzfahrt für Fotograf*innen

Damit bin ich bei der Frage: Lohnt sich kreuzfahren für Fotograf*innen?

Nein.

Und ja.

Warum nein?

Natürlich sieht man auf einer Kreuzfahrt viel: Sehenswürdigkeiten, Naturwunder, Landschaften … Das alles kann man bewundern und fotografieren. Allerdings sind die Landgänge – vor allem die organisierten Ausflüge – sehr eng getaktet. Man wird z.B. in Bussen zu bekannten Aussichtspunkten gekarrt, wo man dann mit hunderten anderer Touristen wenige Minuten auf den Auslöser drückt. Rudelschießen in Perfektion. Kaum eine Möglichkeit, auf Licht, Aufnahmeposition u.s.w. zu achten. Mist, da ist wieder einer ins Bild gelaufen!

Alternativ wären individuell gestaltete Landgänge denkbar. Am engen Zeitfenster ändert das nichts. Und an fremden Orten ist natürlich ein Guide hilfreich – was man wiederum auch bezahlen muss.

Warum ja?

Trotz aller Widrigkeiten kann man auch auf organisierten Ausflügen gute Bilder machen. Man muss nur das Gehirn vor dem Druck auf den Auslöser einschalten … 

Und die besten Bilder macht man ohnehin vom Schiff aus, dann hat man mehr Kontrolle über Licht, Perspektive. Zwar bekommt man dann nicht das Hammerfoto der berühmten Landschaft. (Die ist ohnehin schon millionenfach fotografiert, von der gibt es schon tausende Hammerfotos – wen wundert's: meist von einheimischen Fotografen.) Aber ein Hammerfoto ist möglich …

 

Fazit: 

Werden wir wieder auf Kreuzfahrt gehen? Schwierige Frage. Ein Ziel, eine Route reizt mich noch. Aber das wird's dann wohl gewesen sein ...

Bericht und Bilder folgen hier.

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